Ich wollte mir diese Gedanken ebenfalls machen. Klingt
einfach, ist es aber bei weitem nicht. Es kann kein richtig und kein falsch
geben, das Ganze ist lediglich eine Momentaufnahme. Vor einigen Jahren wäre das
Ergebnis ein gänzlich anderes gewesen. In einigen Jahren wird es das vermutlich
wieder sein. Ich habe mir erlaubt, einerseits alles zu streichen, was nicht in
meine Definition des Metals passt (besonders um Ayreon und Heart Of Cygnus tut
es mir leid, zwei meiner Lieblinge, die aber meines Erachtens nach zu weit
neben der Metal-Schublade operieren – von den ganzen Hard Rock-Klassikern ganz
zu schweigen), andererseits muss ich einmal mehr die Regel bemühen, jede Band
nur einmal zu nennen. Andernfalls wäre die Liste bereits mit einer Hand voll
Bands gesprengt.
Da ich meine Listen am liebsten kommentiert habe,
versuche ich, jeweils eine kleine Anmerkung loszulassen.
Sortiert ist rein Alphabetisch, diese Brillanten kann ich
nicht mehr Qualitativ gewichten:
3 Inches Of Blood – Deadly Sinners
Dieser Song steht aus zwei Gründen hier: einmal stehe ich
total auf hohe, schneidende Vocals. Die gibt’s hier im Überfluss, und zweitens,
wenn mich ein Song packt und der Refrain geil ist, dann kann ich über einen etwas
sterilen Sound hinwegsehen. Deadly Sinners ist ein knackiger Hit.
Angel Witch – Angel Witch
Das vermeintliche One Hit Wonder der N.W.O.B.H.M. – was
natürlich nicht stimmt. Das Debutalbum ist ein stimmiger Klassiker ohne
Ausfall, die Bandhymne überstahlt die anderen Kompositionen eben mit ihrer
unglaublichen Eingängigkeit. In meiner kleinen Welt sind Angel Witch nach Demon
und Maiden die drittbeste N.W.O.B.H.M.-Band (nein, Priest sind nicht
N.W.O.B.H.M.).
Atlantean Kodex – Heresiarch
Eine monumentale Erhabenheit, die ich so seit der dritten
Doomsword-CD von 2002 nicht mehr gehört habe. Der Kodex schafft es, die Aura
der Hammerheart-Scheibe mit dem schieren Stahl der frühen Manowar zu verbinden.
Ein perfektes Album mit unzähligen Höhepunkten, derzeit ist Heresiarch mein
klarer Favorit.
Avantasia – Reach Out For The Light
Ein Überbleibsel alter Tage, als europäischer
Melodic-Metal für mich noch die Königsdisziplin war. Auffallend, dass gerade
ein Jungspund mit Hilfe eines reaktivierten alten Helden ein Highlight
erschafft, das für mich beständiger ist, als die eigentlichen Klassiker dieses
Genres.
Beyond Twilight – Shadowland
Eine sehr starke, eigenständige Mischung. Einerseits
klar, dezent poliert produziert, anderseits getragen von düsterer Stimmung.
Dazu die beste Gesangsleistung von Jorn Lande. Besser klang der Mann nie. Von
diabolischem Wolfsheulen bis hin zu liebreizenden Herzensmomenten alles in
einer Komposition. Toll.
Blind Guardian - The Ninth Wave
Blind Guardian waren und sind in jeder Phase wichtig für
mich. Auch in der jetzigen Form. Deswegen explizit ein Stück der umstrittenen
Jetzt-Zeit und kein Song der alten Klassikeralben. Es gibt nur wenige
Verzahnungen von Orchester und Metal, die so gut gelungen sind. Ich empfinde
das als künstlerisch enorm hochwertig.
Cage - I Am The King
Das vierte Album ist bereits verschrien als plakativer
Painkiller-Metal. Das trifft meines Erachtens erst auf die kommenden Scheiben
zu. Die Hell Destroyer war für mich noch abwechslungsreich, die Songs sind
eigenständig – und eingängig. Der Refrain von I Am The King frisst sich äußerst
tief in die Hirnrinde.
Candlemass – Of Stars And Smoke
Eine Hammerband. Es musste entweder eine Perle des
Nightfall-Albums sein, oder dieser Song – der beste aus der Lowe-Zeit. Da mir
der Sound hier besser gefällt, ist es dieses Mal nicht Samarithan. Lowe, der
vielleicht beste Doomsänger, Edling, der wohl beste Genrekomponist – was für
eine Kombination.
Cirith Ungol – Fallen Idols
Cirith Ungol – vier Alben, vier Klassiker, mit Baker ein
absolutes Alleinstellungsmerkmal. Eine unantastbare Größe. Warum ein Song vom
Abschlusswerk? Das Album ist in seiner Gänze eingängiger (nicht besser),
infolge dessen hat es sich mir eher erschlossen und mich nachhaltiger geprägt.
Alleine schon das verzweifelte Lead im Intro, die melancholische Stimmung, dazu
dieser Chorus. Eine Herzenssache.
Cloven Hoof - Astral Rider
Cloven Hoof sagten mir bis zum Erscheinen der
Rerecordings 2008 gar nichts. Damals mochte ich sofort den starken Gesang von
Russ North. Ich habe mich dann ein wenig durch die Vergangenheit dieser Band
gehört – und habe A Sultan’s Ransom für mich entdeckt. Eine tolle Scheibe.
Nicht so ungestüm wie die ersten beiden Alben, eine Spur vertrackter, aber
vollgepackt mit tollem Songwriting und starkem Gesang. Der Refrain von Astral
Rider krönt das Ganze noch.
Crimson Glory - Painted Skies
Zu Crimson Glory wurde ich sehr spät berufen. Durch einen
grandiosen Auftritt mit Todd La Torre. Eine unglaubliche Magie wurde an diesem
Abend versprüht. Seitdem kann ich die ersten beiden Alben nicht mehr aus meinem
Leben wegdenken. So schnell so tief berührt hat mich Musik selten. Welcher Song?
Eigentlich egal, es reihen sich auf den beiden Scheiben Volltreffer an
Volltreffer.
Dark At Dawn - Within The Light
Eine der besten deutschen Bands mit einem hervorragenden
und in keine Schublade passenden Sänger. Kohlrausch hat Stimmbänder wie
Stahlseile. Schade, dass die Band nie richtig durchstarten konnte. Diese
kombination aus tollen Vocallines, Maidenharmonien, dezenten Keys und dem
testosteronstrotzenden Gesang ist geil.
Darkthrone – Canadian Metal
Der Gegenentwurf zu dem, was ich eigentlich schätze. Ich
mag es gerne klar, differenziert, erstklassig gesungen. Dafür nehme ich dann
auch ab und an eine gewisse Politur in Kauf. Das hier ist anders. Das ist
dreckig, das poltert, das ist voller Rotz und üblen Gerüchen. Diesen
Black’n’Roll, oder wie man das letztendlich nennen mag, höre ich zur
Abwechslung sehr gerne. Ich möchte nicht auf Darkthrone in ihrer rotzigen Phase
verzichten mögen.
Dawnbringer - Old Wizard
Nach Pharaoh meine zweitliebste Black-Baustelle. Bei
Dawnbringer schwebt ein mystisches Flair mit, dass beispielsweise High Spirits
komplett abgeht. Ich liebe das Nucleus-Album. So gut war Black solo weder zuvor
noch danach. Old Wizard, diese intensive, schleppende Doomnummer, ist die Krone
des Albums.
Demon – Blue Skies In Red Squares
Eine meiner liebsten NWOBHM-Bands. Demon waren wesentlich
wandlungsfähiger als ihre Genossen, haben von Hard Rock über Prog bis Metal viele
Einflüsse erstklassig verarbeitet. War das Label schuld daran, dass sie nie so
groß wurden, wie es Priest und Maiden wurden? War es die Wandlungsfähigkeit? Sind
sie zu wenig getourt? Demon müssten in einer gerechten Welt viel größer sein.
BSIRS kann man nicht besser machen. Getragenes Intro, flottes Tempo in den
Strophen, tolle Melodien. Herrlich.
Dickinson - Navigate The Seas Of The Sun
Bruce Bruce ist nur mein zweitliebster Maiden-Sänger
(Asche auf mein Haupt), außerdem sehe ich seine Gesangsleistung eine Stufe
unter der Krone der Schöpfung. Er singt sehr gut, keine Frage, das letzte
Prozent, das ich Göttern wie Dio, Halford oder Adams attestiere, finde ich bei
ihm aber nicht. Mit einer Ausnahme. Das bislang letzte Soloalbum – dort singt
er göttlich. Zumal seine letzten drei Soloalben auch Qualitativ mit jedem
seiner Maiden-Alben mithalten können. Mit jedem! NTSOTS sticht deswegen hervor,
weil er hier ob der getragenen Struktur noch besser zur Geltung kommt.
Doomsword – Heathen Assault
Ein martialischer, barbarischer Brocken von einem Song.
Sehr eigenwilliger, äußerst theatralischer Gesang, schleppendes Tempo, eine gnadenlose
Walze. Ein Song, der für mich (ähnlich wie bei Atlantean Kodex) die
bathorysche, naturverbundene Epik perfekt mit echtmetallischem Songwriting
verbindet – und mir dadurch noch lieber ist als das Schaffen Bathorys.
Helloween – The Dark Ride
Ein Song, der hier steht, um zu zeigen, dass es mir
manchmal gerade die Alben, die aus dem eigentlichen Bandkontext ein wenig
ausbrechen, mehr angetan haben, als die jeweiligen Klassiker. Natürlich mag ich
das Debut und die Keeper-Alben sehr gerne, natürlich war Kiske eine Liga über
Deris – aber speziell das „andere“ Album, The Dark Ride, das einiges düsterer
und moderner produziert war, ist mir das Liebste. Es gibt wie immer
hervorragende, eingängige Songs, einen tollen Longtrack – und keinen Ausfall.
Der Titeltrack steht hier deswegen, weil er meiner Meinung nach Qualitativ mit
den Keeper-Longtracks mithalten kann – zusätzlich aber die eben erwähnten
Besonderheiten mit sich bringt.
Iced Earth – Gettysburg
Der technisch alles überragende Owens und ein
abendfüllendes Epos, das trotz der narrativen Elemente niemals die Grenzen des
Metals verlässt. Großes Kino. Ich weiß, dass viele I.E.-Anhänger dem Frühwerk
nachtrauern, für mich – der damals noch tief im Euro-Metal steckte – war der
Brückenschlag zu aufwendiger Orchestrierung und die Steigerung der
Eingängigkeit aber eine Offenbarung. Der einzige Barlow-Song, der mich ähnlich
packt, ist Damien.
Iron Maiden - Phantom Of The Opera
Natürlich muss eine so szeneprägende Band wie Maiden hier
vertreten sein. Und natürlich muss ich einmal mehr von mir geben, dass ich Fan
der beiden Di’Anno-Alben bin. Vergleichbare Eier hatte kein anderer
Maiden-Fronter. POTO ist die Blaupause aller kommenden, großen Maiden-Songs.
Vertrackt, verspielt, unvorhersehbar.
Jag Panzer (Bob
Parduba) - Chain Of Command
Da Harry auf dieser Liste noch zweimal gewürdigt wird,
möchte ich unbedingt Parduba dabeihaben. Er sang klarer, heller, dafür weniger
voluminös als der Tyrant – Jag Panzer hatten das Glück, zwei Hammersänger in
ihren Reihen zu haben. Auch wenn man einen Teil der Songs in späteren Versionen
mit Harry kennt, muss man das hier gehört haben.
Jack Starr’s Burning Starr - Once And Future King
Jack Starr hatte ein unglaublich gutes Händchen. Er hat
aus dem Stehgreif einen richtig tollen Sänger für seine Burning
Starr-Fortführung gefunden. Das Album lebt einerseits von den eingängigen Songs
Starrs, andererseits aber vor allem von den tollen, gerne mehrstimmig
arrangierten, klaren Gesängen Todd Michael Halls. Ich verzeihe da gerne den
leblosen, nach Kunststoff riechenden Sound.
Jacob’s Dream – Kinescope
Das Debut der Band ist so ein Album, das man als Metalfan
eigentlich mögen muss. Grandioses, dezent technisches Songwriting, super
gespielt, zeitlos produziert, stark gesungen. Schade, dass nach einem nur noch
guten Zweitling nichts zwingendes mehr gekommen ist – und vor allem der
eigenständig klingende David Taylor von Bord ging. Ein Album, das auch nach 15
Jahren nichts von seiner Klasse verloren hat – und den Opener als
Paradebeispiel für tolles Songwriting.
Judas Priest – Screaming For Vengeance
Die beste und einflussreichste Band der Welt muss
natürlich ebenfalls genannt werden. Welchen Song aus dem unendlichen Fundus an
Edelsteinen soll man da bitte auswählen? Noch dazu bei einer Band, die
stilistisch so ziemlich jedes Register des Metals bedient hat? Auf jedem Album
gibt es Songs, die es verdient hätten, hier zu stehen. Ich wähle ein Stück der
Zeit, die wohl die einflussreichste auf die gesamte Szene war.
Leash Law – Dogface
Den Bandnamen hatte ich dunkel im Hinterkopf, da
Gründungsmitglied Renstrom mal bei Rob Rock aktiv war. Die Reviews waren nicht
berauschend, also hielt ich Abstand. Bis das Album für wenige Euros verramscht
wurde. Ich habe mich geärgert, die Scheibe nicht viel früher gekauft zu haben.
Neun knackige Songs, schillernder Gesang von Wade Black, starke Gitarrenarbeit
– ein verkanntes US-Metal-Album, das viel zu wenig Gehör gefunden hat.
Manowar – Guyana
Selbstverständlich muss eine der größten Bands unseres
Planeten auf dieser Liste berücksichtigt werden. Selbstverständlich mit einem
Song, der die größte Stärken hervorhebt: die unnachahmliche Epik und Eric
Adams. Kein Album auf dieser Welt ist mächtiger als die ersten vier Alben
dieser Band – das ist die pure Definition von Epic Metal.
Manilla Road - Riddle Of Steel
Manilla Road – jahrelang das vermeintlich hässliche
Entlein, heute eine respektierte und anerkannte Untergrund-Größe. Ich persönlich
habe mich damals nicht mit den Vorurteilen der Band gegenüber beschäftigt,
sondern mir schlicht und einfach den damals neuen Release, Gates Of Fire, aus
Neugierde zugelegt. Ich habe mich recht schnell in den sehr eigenständigen Sound
der Band verliebt, und da es der Erstkontakt war, ist mir dieses Album heute
noch sehr wichtig. Deswegen auch hier der tolle Opener – und kein Song der
frühen Klassiker.
Medieval Steel - Medieval Steel
Ja, genau, diese eine Nummer... J Klar,
die übrigen Songs der EP sind gut. Auch das aktuelle Album ist toll geworden.
Dennoch gibt es da diese eine Hymne, die das gesamte Bandschaffen überstrahlt.
Ist einfach so, kann man nichts machen. Bei diesem Song passt einfach alles
zusammen, der Spirit, der Sound, der große Refrain.
Nevermore – The Heart Collector
In meiner Welt die vielleicht beste Halbballade aller
Zeiten. Emotional ohne Ende, null Kitsch, an den richtigen Stellen die nötige
Härte – und Dane ist unglaublich intensiv. Ich gehöre ja zu der Minderheit,
denen Nevermore mehr bedeutet als Santuary.
Nocturnal Rites - Against The World
Die Zeit des übermäßigen Melodic-Metal-Konsums ist bei
mir vorbei. Dennoch gibt es ab und an Momente, da brauche ich das. Dann aber
gerne die etwas gebremste und kantigere Version – wobei kantig in diesem Genre
nicht zu wörtlich zu nehmen ist. Masterplan, Thunderstone – oder eben Nocturnal
Rites. Against the World ist ein Hit.
Omen – Death Rider
Knackig, rotzig, und ein Sänger, der einerseits
wahnsinnig rau klingt, dabei aber immer eine majestätische Erhabenheit
ausstrahlt. Die ersten drei Omen-Alben sind einfach geil, um das mal so direkt
zu sagen. Verspielte Leads, knackige Riffs, tolle Gesangsmelodien – man spürt
jede Sekunde, dass die Jungs hoch motiviert waren, man spürt den Tatendrang und
die Energie. Death Rider hat dazu noch einen Hammerrefrain.
Overlorde - Snow Giant
18 Jahre nach der Debut-EP hauen Overlorde das erste
Album raus, kommt jetzt auch nicht so oft vor. Die Band beherrscht den epischen
US Metal nahezu perfekt. Was sie aber auch können, sind kurze, knackige
Brecher, wie den hier gewählten Titelsong. Das Album ist eine klare 10/10,
Highlight ist der Wahnsinnsgesang von Lucas – für mich als Fan von hohen,
schneidenden Vocals gehört der gute Mann zu den ganz Großen.
Pharaoh - By The Night Sky
Die US-Version eines großen Maiden-Epics. In Sachen
Dramatik, emotionaler Tiefe, herausragender Spieltechnik und großen Melodien
keinen Deut schwächer als die Höhepunkte des Jungfräulichen Schaffens. Alleine
die Bridge ist geiler als die meisten Refrains anderer Bands – und wenn nach
fast drei Minuten zum ersten Mal der Chorus erklingt, bekomme ich immer noch
Gänsehaut.
Powerwolf - Wolves Against The World
Fetter, überproduzierter Sound? Ja, stimmt.
Klischeereiterei und doofes Image? Stimmt auch. Ich verstehe ja die Argumente
derjenigen, die mit den Wölfen nichts anfangen können. Wer aber die Liste bis
hierher gelesen hat, der weiß, dass man mich mit einer starken Hookline
einfangen kann. Und wenn die Wölfe eines können, ist es, Hits am Fließband zu
schreiben. Ob das noch echter Metal ist, ob das ehrlich ist und Eier hat, das
kann man ja gerne hinterfragen – dass die Jungs komponieren können, das lässt sich
aber nicht bestreiten.
Primal Fear - Back From Hell
Damals wurden Primal Fear als Priest-Rip-Off belächelt.
Für mich war das Album damals ein Pflichtlauf. Scheepers gehört zu den Besten
seines Fachs, das Material war knackig, ich bin voll drauf abgegangen. Die
Nuclear Fire läuft immer noch regelmäßig.
Queensryche - Queen Of The Reich
Aufgrund der hervorragender Qualität der Alben zwischen
1997 und 2003, also mitten in meiner metallischen Findungsphase, habe ich lang
Abstand von dieser Band gehalten... Was natürlich totaler Quatsch war. Die EP
und die Mindcrime sind klar 10/10, die ersten beiden Alben 9/10, und der Empire
würde ich noch 8/10 geben. Von den progressiven, aber ohne Firlefanz
auskommenden EP-Songs, gefällt mir vor allem Queen Of The Reich. Ein Song, der
auf den Punkt bringt, was ich an dieser Band mag.
Rage - Firestorm
Rage in allen Phasen waren immer eine der wichtigsten
einheimischen Bands für mich. Ich habe keine genaue Statistik, aber ich denke,
ich habe keine andere Band öfter auf der Bühne gesehen als Rage. Am liebsten
waren mir die Inkarnationen mit starken, individuellen Gitarristen – also die
Alben mit Manni auf der einen und Smolski auf der anderen Seite. Hier ein Song
der Manni-Phase, da mir unterm Strich Peavys damals abwechslungsreicherer
Gesangsstil besser gefällt.
RAM - Suomussalmi (The Few Of Iron)
Das ist Priest-Worshipping der allerbesten Art und Weise.
Dazu noch von einer absolut authentischen Band. Ich mochte diesen epischen,
abwechslungsreichen Track schon beim ersten Durchlauf. Er überragt das Material
der Alben eins bis drei deutlich. Erst mit dem letztjährigen Album haben mir
RAM gezeigt, dass dieses Niveau kein einmaliger Ausrutscher nach ganz oben war.
Eine tolle Hyme!
Riot - Flight Of The Warrior
15 Alben ohne wirklichen Ausfall, das ist stark. Dazu
noch stilistisch so divergent, wie man das ganz selten findet. Natürlich müssen
Riot auf diese Liste. Die Auswahl eines repräsentativen Songs ist entsprechend
schwer. Alse suche ich gar nicht lange nach einer einigermaßen neutralen
Begründung, sondern wähle den Song, der mich gerade heute wieder zum Mitsingen
gebracht hat.
Rob Rock – Streets Of Madness
In meiner musikalischen Frühphase habe ich sehr viel Pell
gehört. Sein zweites Album – mit Rock am Gesang – höre ich heute noch sehr
gern. Ich mochte den voluminösen, ausladenden Gesang sofort. Entsprechend heiß
war ich auf sein Solodebut. Ich halte das Rage of Creation-Album immer noch für
absolut toll. Streets of Madness hat alles, was ein toller Metalsong braucht.
Running Wild - The Privateer
Ich liebe ja die Black Hand Inn. Klar ist das viel
getriggertes Dauergeballer, aber die Songs sind zum letzten Mal durchweg stark.
Rolf hat damals mit die geilste Rhythmusgitarre der ganzen Szene gespielt.
Schade, dass dieser speedige, immer europäisch klingende, aber mit Eiern
inszenierte Metal ein Stück weit ausgestorben ist.
Sacred Steel – Open Wide The Gate
Viele vergöttern den US-lastigen, direkten Metal der
ersten beiden Alben. Ich stehe eher auf die hervorragende Melange von Oldschool-Einflüssen
mit extremeren Tendenzen. Ich liebe die Momente, in denen Gerrit Growls
auspackt oder die Band ein extremes Riffgewitter abruft, das über die
eigentliche Schublade hinausgeht. In Folge dessen ist die Iron Blessings mein
Liebling. Leider sind diese Einflüsse ja mit dem Abgang der Gitarrenfront
verschwunden.
Satan’s Host – Before The Flame
Der beste Song dieser Band. Punkt. Majestätischer Gesang
trifft auf verschachteltes Rhythmusspiel einschließlich gelegentlicher
Geschwindigkeitsausbrüchen. Ich liebe es, wie Harry über den extremen Songparts
thront, nie die Kontrolle verliert, und nach dem kurzzeitigen Ausbruch einen
gottgleichen, epischen Refrain raushaut. Satan’s Host sind spannend, äußerst individuell, und gottseidank
auch noch auffallend Produktiv.
Savatage - The Wake Of Magellan
Wieder eine sehr wandlungsfähige Band, bei der ich alle
Phasen zu schätzen weiß. Ich hätte mich für einen knackigen Metalsong der
Frühphase entscheiden können, oder für eine der bereits orchestrierten, aber
noch kernigen Perlen der Streets/Gutter-Zeit. Ganz bewusst möchte ich aber
daran erinnern, dass auch die polierten, von Stevens gesungenen Nummern ihre
Klasse haben. Der Refrain von TWOM packt mich auch heute noch.
Six Feet Under - Murdered In The Basement
Death Metal läuft bei mir selten, aber in der richtigen
Stimmung ganz gerne. Manchmal die technische Ausprägung, manchmal die
schleppende, am liebsten aber - wie hier - die dreckige, eingängige Version.
Wieder eine der Bands, die aufgrund Ihrer Eingängigkeit belächelt wird. Ich
werde nie verstehen, weshalb man die Grundsatzentscheidung „simpel“ oder
„komplex“ treffen soll. Ich mag je nach Stimmung beides.
Soilwork - As We Speak
Ein Exempel für die Momente, in denen es moderner und
steriler zugehen darf. Trotz eines glatten, eingängigen Refrains wird die Härte
nicht zurückgeschraubt, die Gitarren sind komplex genug, um aus dem Song eine
Metal-Nummer und kein NU-Geschrubbe zu machen. Handwerklich überragend gespielt
und vor allem toll gesungen – Speed gehört unter den Schreihälsen zu den besten
Sängern.
The Vision Bleak - Secrecies In Darkness
Ein Song, der gemessen an meinen Vorlieben, stilistisch
ein wenig aus dem Rahmen fällt. Ich mag aber die Atmosphäre sowie die Paarung
von treibenden Gitarren mit dunklem Gesang sehr gerne. Nichts für jeden Tag,
aber wenn diese Liste einigermaßen repräsentativ für meinen Geschmack sein
soll, dann gehören auch die „Randbereiche“ berücksichtigt.
Threshold – Choices
Ich würde Threshold nicht als Prog-Band bezeichnen. Es
handelt sich fraglos um sehr versierte Musiker, das Material ist alles andere
als simpel, aber bei Threshold steht der Song im Mittelpunkt. In der Phase mit
Mac haben sie kein Album abgeliefert, das „nur“ gut wäre. Unter der Menge an
tollen Kompositionen gehört Choices zu meinen liebsten.
Titan Force – Winner/Looser
Uns Harry, zum zweiten mal. Ich empfinde die Titan
Force-Alben als zugänglicher und direkter als seine Jag Panzer-Alben. Ebenfalls
finde ich, dass Harry bei T.F. mehr aus sich rausholt als bei J.P., sein Gesang
gefällt mir hier noch besser. Ein ganz großer Sänger, tolle Songs, Metal mit
Eiern und Herz, besser kann man das nicht machen.
Virgin Steele - Through Blood And Fire
Und zum Schluss der größte Abstieg der Metalgeschichte.
Von Gottalben wie Noble Savage, The Marriage Of Heaven And Hell, Invictus hin
zu The Black Light Dingsbums? Unfassbar. Aber genug der negativen Worte. In
seinen guten Jahren war DeFeis ein hervorragender, eigenständiger Sänger mit
unglaublichem Charisma – und ein klasse Komponist. Er schaffte es als einer der
wenigen, eine erhabene epische Stimmung zu kreieren, die sich fernab von
martialischen Klischees bewegt.
So, eine Mammutaufgabe, die mich über Wochen zum Grübeln
brachte, ist erledigt. Lieber SMM, bitte künftig einfachere Hausaufgaben.