Donnerstag, 26. Februar 2015

Mission 200x - Pt. 2


2003.1 - Cage – Blood Of The Innocent

Die Musikalische Wertigkeit der Cage-Alben nimmt einen Achterbahn-ähnlichen Verlauf. Das Debut lies mich aufhorchen, der Zweitling war toll, das dritte Album eine Granate, das vierte konnte das Niveau knapp halten, anschließend ging es in voller Fahrt Talwärts. Was für mich die dritte Scheibe am wertvollsten macht, ist das Zusammenkommen von direktem, priestlastigem Songwriting mit dem variabelsten Gesang, den ich bislang von Sean Peck gehört habe. Er liefert nicht nur gnadenlos geile Halford-Screams ab, sondern lotet auch die Grenzen seiner Stimme ins extreme aus – so manche Shouts wären fast Black Metal-tauglich. Blood Of The Innocent ist ein Paradebeispiel eines klassischen Metalsongs mit schönen, zweistimmigen Gitarrenläufen der birminghamer Schule und bärenstarkem Gesang.

2003.2 – Doomsword – Heathen Assault

Akustisches Intro, theatralischer, eigenwilliger Gesang, dann ein radikales Break, das in eine epische Doomwalze allererster Güte überleitet. Allein schon die ersten beiden Minuten ziehen in mich in den Bann, wie es nur ganz selten passiert. Dieses Album ist eines der besten epischen Metalalben aller Zeiten, hier wird sogar fast das Niveau der White Goddess erreicht. Ich liebe es, wenn Musik Bilder in meinem Kopf malt, und die nebeligen Schlachtengemälde, die Doomsword auf die Leinwand zaubern, sind atemberaubend.

2003.3 – Masterplan – Soulburn

Masterplan haben mit ihrem Debut gezeigt, dass melodischer Metal der europäischen Machart erwachsen sein kann. Die Gesangslinien, die Gitarrenharmonien, die Keyboarduntermalungen – all das, was viele Kompositionen dieses Genres oft kitschig oder klebrig werden lässt – klingt hier reifer und erdiger. Es war die richtige Entscheidung, die CD anstelle des erst angedachten Michael Kiske von Jorn Lande einsingen zu lassen. Dessen wesentlich rauere und kernigere Rockröhre trägt viel zu diesem Umstand bei.

2004.1 – 3 Inches Of Blood – Deadly Sinners

Vollgas geradeaus mit Anlauf direkt in die Fresse. Zweifellos der Hit des Albums. Uptempo, minimalistisches Riffing, kratziger Gesang in höchsten Tonlagen, starker Refrain, fertig. Das war damals unglaublich frisch und spielfreudig, der Song hat einfach nur in den Arsch getreten. Das ist Metal der alten Schule, mit einem Extrakännchen Härte uns Esprit.

2004.2 – Overlorde – Snow Giant

Ich weiß, dass der Song bereits Mitte der Achtziger entstand und auf einer selbstveröffentlichten Demo-EP lokal in Umlauf kam. Trotzdem hat es bis 2004 gedauert, bis die Band ihr erstes (und leider einziges) Album veröffentlicht hat. Neben großen Epen waren auch kurze, knackige Brecher vertreten – wie eben das herausragende „Snow Giant“. Der hervorragend singenden Bobby Lucas schafft es, aus einem ohnehin schon sehr guten Song einen noch besseren zu machen. Und dazu dieses Riff, das sich tief in den Schädel frisst und nicht mehr herauskommen will – ein Ohrwurm par excellence.

2004.3 – Sacred Steel – Open Wide The Gate

Offen gesagt finde ich die ersten drei Scheiben der Schwaben nur nett, aber nicht mehr. Interessant wurde die Band für mich erst, als sie auf dem vierten Album begann, Stilmittel des extremen Metal in ihren Sound mit einzubringen. Auf dem fünften Album, Iron Blessings, hat das in Perfektion funktioniert. Open Wide The Gate – gnadenloses, extremes Schlagzeug mit Blastbeateinschüben, Gitarren an der Grenze zum Death Metal, und Growls, die wunderbare Kontrastpunkte zum hellen, hohen Klargesang setzen. Dazu ein ausladender, eingängiger Refrain – und fertig ist der vielleicht beste Song, den diese Band je komponiert hat. Nach Abwanderung der Gitarrenfraktion, die wohl für die Genrefremden Einflüsse verantwortlich waren, konnte das Niveau der Iron Blessings leide nicht mehr erreicht werden.

2005.1 – Manilla Road – Riddle Of Steel

Ich liebe diese Band und dieses Album. Gates Of Fire war mein Erstkontakt. Der Opener, Riddle Of Steel, ist direkt ein Höhepunkt der gesamten CD. Flott, virtuos getrommelt, eine schroff gesungene Strophe und ein Refrain, wie ihn nur Manilla Road schreiben können. Diese Melodie und der nasale, mystische Gesang, das wirkt auf mich beinahe sakral. Manilla Road waren für mich nie sperrig, seltsamerweise. Die Songs haben sich mir immer erschlossen, ausufernde Solos (wie auch hier) oder vertrackte Rhythmen hin oder her. Der oft gescholtene Sound – von schlecht klingender Demo war die Rede – passt meiner Meinung nach wie Arsch auf Eimer. Roh, echt, schwitzig. Das Schlagzeug deutlich im Vordergrund, die Gitarren leicht schrammelig im Sound, dennoch verschwinden keine Details im Soundbrei, alles wirkt homogen. Ich will dieses Album mit keinem anderen Klang.

2005.2 – Sieges Even – Unbreakable

Ich kenne von Sieges Even nur die beiden Spätwerke mit Arno Menses. Die sind aber beide toll. Progressiver Metal mit Tiefgang und ständig präsenter Melancholie. Der filigrane, zerbrechliche Gesang von Menses und das sehr zarte Gitarrenspiel in der ersten Songhälfte machen Unbreakable zu einem Highlight. Selbst der technisch anspruchsvolle Mittelpart verkommt nicht zur instrumentalen Selbstdarstellung. Sieges Even erreichen auf dem gesamten Album ein Niveau, das sich meines Erachtens selbst mit den Glanzlichtern von Dream Theater messen lassen kann.

2005.3 – The Vision Bleak – The Curse Of Arabia

Eine Band, die stilistisch anders gelagert ist, als nahezu alles, was ich sonst an mich heran lasse. Die auf dem Debut noch stärker vorhandene Gothic-Schlagseite wurde auf dem zweiten Album weniger präsent, dafür wurde die Songs härter und die Gitarren in ihrem Sound fast schon Death-Metal-Kompatibel. Am Gesang werden sich die Geister scheiden, sehr theatralisch und leicht murmelnd arbeitet sich Allen B. Konstanz durch die Songs. Ich mag das zweite Album, Carpathia, sehr gerne. Die Story über den Erbfall in den Karpaten, die in einer Geschichte über Lovecrafts Kutulu-Kult aufgeht, ist liebevoll und packend inszeniert, und The Curse Of Arabia mit seinen – wer hätte es geahnt – orientalischen Einsprengseln, ist einer der Höhepunkte.

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