Bobby „Leather Lungs“ Lucas liefert von mittleren Tonlagen
bis zu hohen Schreien dermaßen Punktgenau ab, dass es mir eine reine Freunde
ist, jeder einzelnen Zeile zu lauschen. Er gehört zu den Großen seiner Riege,
die es schaffen, aus einem sehr guten Song etwas noch besseres zu machen.
Man führe sich nur den eröffnenden Titeltrack zur Gemüte, wo
er – flankiert von einem extrem eingängigen Riff – zeigt, welche Kraft er in
seinen Lederlungen versteckt. Oder aber „When He Comes“, wo Lucas nach getragenem
Beginn in tiefen Tonlagen seine ganze Bandbreite auspackt, als wäre es das
einfachste der Welt – ohne dabei zu technisch oder steril zu klingen. Es bleibt
immer genug Dreck in der Stimme, um eben nicht zum Kiskeklon zu werden (der trotz
einer brillanten Stimme aufgrund des mangelnden Rotzes niemals in der Lage
wäre, ungeschliffenen US-Metal zu veredeln).
Kurz gesagt: Bobby könnte mir das Telefonbuch vorsingen, ich
wäre begeistert.
Reicht das allein zum – wenn auch fast vergessenen –
Klassiker? Natürlich nicht. Und hier kommt die Band ins Spiel, die ein Dutzend
formidabler Songs eingespielt hat. Überwiegend im klassischen Midtempo
gehalten, mit gelegentlichen flotten Einsprengseln (freilich ohne dem Speed
Metal auch nur nahe zu kommen) und zwei ausladenden, epischen Songperlen namens
„Mark Of The Wolf“ und „Colossus – Island Of The Cyclops“.
Auch bezüglich des Klangbildes gibt sich die Band keine
Blöße. Gitarren und Schlagzeug haben genug Druck, der Bass ist schön präsent (ein
weiterer Pluspunkt, leider ist das oft nicht der Fall), der Sound ist
differenziert, aber keineswegs kühl oder steril. Das Artwork ist ebenfalls
herausragend gut, das Booklet toll gestaltet.
Ich kann es drehen und wenden wie ich will – das Album ist ein kleines US-Metal-Juwel, das mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Ebenfalls großartig ist übrigens das 2013 erschienene und ebenfalls von Lucas eingesungenen Album "Giants Of Canaan" der Band "Attacker". Hier wird fast das selbe Niveau erreicht, wenn auch stilistisch ein klein wenig anders gelagert.
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