Sonntag, 25. Januar 2015

Saracen – Redemption


Die 1976 unter dem Banner „Lammergier“ gegründete Band, die sich 1980 in „Saracen“ umbenannte, veröffentlichte 2014 leise und ohne große Werbetrommel das sechste Bandalbum.

Der Opener „Rocamadour“ ist exemplarisch für das Album, eingängiger, authentisch produzierter NWOBHM-Stoff mit streckenweise sehr präsenten Keyboards. Herrlich, wie sich der unaufdringliche Gesang in der Bridge in absolut kitschfreier Epik suhlt.

„Reacher“ begeistert mit strengeren Rhythmen und variablerem Gesang. Es kommt eine weitere Stärke der Band zu Tage: die Bridge und der Chorus schrammen so haarscharf am Kitsch vorbei, ohne ins käsige abzurutschen, wie es kaum eine Band schafft. Es ist eine große Kunst, dermaßen warme, eingängige Melodien so reif umzusetzen.

Sogar „Give Me A Sign“, die klassische Halbballade (und somit oftmals Skipkandidat für mich), kann aufgrund der vorgenannten Stärken überzeugen. Es kommen dezente Erinnerungen an die Kollegen von „Demon“ auf, die ebenfalls sehr gekonnt unaffektierten Gesang mit dezenter Epik und eingängigen Melodien verbinden.

Nach dem gefälligen Rocker „Geraldine“ (wunderschöne Gitarrenleads) kommt mit „Swords Of Damascus“ der epischste des Albums. Ich fühle mich anfangs an Genreperlen wie „Medieval Steel“ erinnert, der getragene Mittelteil samt erstklassigem Solo verleiht der Nummer aber das nötige Maß Eigenständigkeit.

„Road To Yesterday“, eine melancholische, getragene Nummer (ohne weinerlich zu sein) holt mich wieder ins hier und jetzt zurück. Ein wenig unscheinbar, der Song. Ein wenig zu gewöhnlich, die Melodieführung.

Die folgende Nummer, „Crusader“, macht mir erst Angst, die erste Minute über könnte man fast das Gefühl bekommen, die Band wolle sich an unsäglichem Dancefloor versuchen, bis mich endlich das erste Riff erlöst – der Titel für das unnötigste Songintro seit Maidens Final Frontier sei hiermit vergeben. Der Song selbst entschädigt mit einem der besten Refrains der gesamten Platte.

Mit der Nummer 8, „Catch The Wave“, wird es ein bluesiger (Gary Moore lässt ein wenig grüßen), ohne dass die Band den abgesteckten Rahmen gänzlich verlässt. Ein netter Farbklecks ist das folgende „More Than Missing You“ mit seiner deutlichen Magnum-Schlagseite. Sehr pompöse Keys und der poppigste Refrain der CD.

Auf der Zehn haben wir mit dem Titelsong den nächsten großen, epischen Moment. Das sind die Momente, die ich so sehr liebe. Äußerst Stimmungsvoll im Intro, nach zwei Minuten wird das Tempo dezent angezogen und der Chorus bringt auf den Punkt, was ich an diesem Album so schätze.

Die einzige echte Ballade „You & I“, ein Duett mit einer recht blassen Sängerin, ist unnötig Klischeeüberladen und bleibt auch nach mehrmaligem Hören eindruckslos.

An vorletzter Stelle - „Let Me See Your Hands“ - wird noch einmal locker georgelt und gerockt. Wieder schafft es der Gesang, die Nummer aufzuwerten, und die Gitarrenleads sind erneut schön verspielt.

Schlusslicht (nicht qualitativ!) ist der mit knappen acht Minuten längste Song des Albums, „Ready To Fly“. Mehrschichtig arrangierte Chöre können Sie, die nicht mehr jungen Jungs. Ein letztes Mal dürfen die Gitarren gekonnt und ausufernd solieren, ohne den Rahmen des Songs zu sprengen oder den Zuhörer zu überfordern.
 
In der Gesamtheit ein stimmiges, überzeugendes Album mit klaren Höhepunkten („Rocamadour“, „Swords Of Damascus“ und „Redemption – On The 6th Day“), das es – obwohl es mein softestes Album des vergangenen Jahres war - aus dem Stehgreif direkt in meine Top Ten 2014 geschafft haben.


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