Donnerstag, 26. Februar 2015

Mission 200x - Pt. 3

2006.1 – Communic – Fooled By The Serpent

Communic haben bei mir vor fast zehn Jahren – wie bei einem großen Teil der Szene – mit Ihrem Debut richtig eingeschlagen. Das zweite Album konnte dessen Niveau, abgesehen vom natürlich nicht mehr vorhandenen Überraschungseffekt, halten. „Fooled By The Serpent“ ist mein Höhepunkt des Albums. Technisches Thrashriffing, ausdrucksstarker Gesang (der weniger an Nevermore erinnert als noch auf dem Debut), und ein emotionaler Refrain sowie tiefgehenden Gitarrensoli. Ein Musterbeispiel für zeitgemäßen, harten Progmetal.

2006.2 – Falconer – Northwind

Ich kenne keine Band, die es wie Falconer schafft, schunkelige, folkige Melodien metallisch darzubieten, ohne den ausgelatschten Pagan-Kitsch-Pfad zu bestreiten. Dazu ist wahrscheinlich alleine schon der ausgebildete Gesang des Musicaldarstellers Blad zu erhaben. Northwind ist für mich absolute Gute-Laune-Musik, die dennoch nie zu fröhlich oder gar lustig wird.

2006.3 – Pharaoh – By The Night Sky

Was soll ich über dieses makellose Heiligtum noch Worte verlieren… Dieser Song ist nicht weniger als der perfekte US-Metal-Song. Klar in der NWOBHM verwurzelt (die ersten zwei Minuten hätten Maiden auch zu Ihrer Hochphase nicht besser komponieren können), roh und energisch, dabei aber musikalisch vielschichtig und verspielt, gekrönt von einem herausragenden Sänger und einem der besten Refrains der Menschheitsgeschichte. Ich schwärme, ich weiß.

2007.1 – Candlemass – Of Stars And Smoke

Ich war beinharter Fan der Marcolin-Ära (die Klasse von Chapter VI beispielsweise hat sich mir erst spät erschlossen), und war entsprechend frustriert, dass er sich nach dem wirklich guten Comeback wieder mit der Band überworfen hat. Dass sein Nachfolger Lowe ein richtig guter Sänger ist, war mir bekannt, dass er die Lücke aber nahtlos schließt und seinen Vorgänger fast vergessen machen kann, das habe ich mir nicht erträumen können. „King Of The Grey Island“ – das stärkste der drei hochklassigen Lowe-Alben – beinhaltet mit „Of Stars And Smoke“ nicht weniger als den einzigen Candlemass-Song, der den Überhits „Solitude“ und „Samarithan“ ebenbürtig ist.

2007.2 – Darkthrone – F.O.A.D.

Ich bin kein Black Metal Fan, aber alles, was Darkthrone seit ihrem stilistischen Bruch abgeliefert haben, rennt bei mir offene Türen ein. Dieser räudige Rotz, das pure Punkfeeling und die Underground-Einflüsse, die sie ihrem garstigen Black Metal beimengen, machen sie einzigartig. Dass man das als Schwarzalbenheimer nicht mehr abkann, ist verständlich. Dass Schöngeister daran zu Grunde gehen ebenso. Der Titeltrack „Fuck Of And Die“ ist nur exemplarisch für verdammt viele tolle Brecher auf der Scheibe.

2007.3 – Rush – Far Cry

Dass Rush kein schlechtes Album aufnehmen können, ist Gesetz. Dass sie es aber 2007 noch einmal geschafft haben, qualitativ mit ihren ganz großen Alben mitzuhalten, hat mich überrascht. Ich halte die „Snakes & Arrows“ für das beste Album seit der „Moving Pictures“. Das Album ist reif, erwachsen, von Lebenserfahrung geprägt, nachdenklich und tiefgründig. „Far Cry“, das heißt komplexes Rhythmusspiel, charakteristische Powerchords und typische Gesangslinien. Toll.

2008.1 – Ayreon – Beneath The Waves

Lucassen kann – seinen Aussagen in einigen Interviews zu Folge – sein 2007er-Album nicht mehr sonderlich gut leiden. Zu anstrengend empfand er wohl den Aufnahmeprozess, die Songs seien zu sehr überfrachtet mit Sängern. Mir geht es genau anders, ich liebe die zahlreichen stimmlichen Facetten auf dieser Doppel-CD. Die Songs sind wieder ausladender als auf dem kompakteren Vorgänger, die Stimmung erinnert mich an die Migrator-Alben, jedoch mit den warmen Melodiebögen der Electric Castle. Die ruhigeren Songs – wie eben „Beneath The Waves“ - lassen den tollen Sythies und grandiosen Gesängen ausreichend Platz. Es ist mir ein Rätsel, was Lucassen seinen Gästen in den Tee rührt, aber auffallend ist, dass jeder Sänger, der Teil eines Ayreon-Albums sein durfte, bei ihm immer noch ein bisschen besser klingt als in seinem gewohnten Umfeld. Absolut faszinierend.

2008.2 – The Devil’s Blood – Voodoo Dust

Der Duden definiert Hype als „besonders spektakuläre, mitreißende Werbung, die eine euphorische Begeisterung für ein Produkt bewirkt“. Das war bei „The Devil’s Blood“ zu EP- und Debutzeiten sicher der Fall. Ich gehöre aber zu denen, die der Meinung sind, dass das abgelieferte Songmaterial diese Euphorie absolut gerechtfertigt hat. Die zehnminütige Nummer „Voodoo Dust“ ist im Kern – losgelöst von spinnerten Ideologien, die mir sonst wo vorbeigehen – nichts anderes, als die Essenz des Hardrocks der späten Sechziger und frühen Siebziger. Alleine schon die zwei ausufernden Gitarrensoli in diesem Song setzen Maßstäbe, ein Blackmore hätte diese nicht besser hinbekommen.

2008.3 – Warrel Dane – Brother

Dane hat es auf seinem mit Hilfe von Produzent und Songwriter Peter Wichers entstandenen Soloalbum hörbar genossen, anstelle innerhalb von groß angelegten, bis ins letzte gefüllten Nevermore-Songs agieren zu müssen, simple, reduzierte Songstrukturen vorgesetzt zu bekommen. Das minimalistisch arrangierte „Brother“ nutzt er, um den vielleicht größten emotionalen Tiefgang seiner ganzen Laufbahn in seine Stimme zu legen. Großartig.

2009.1 – Heaven & Hell – Bible Black

Leider das letzte Studio-Album von Ronny James Dio. Es ist faszinierend, dass seine Stimme im Alter nicht an Kraft verloren, sondern gar an Farbe gewonnen hat. Iommi hat auf dem leider einzigen Spätwerk der „Heaven & Hell“-Besetzung gewohnt starke Riffs zu epischen Songs geformt, und eben durch den bereits gelobten Gesang empfinde ich das Album stärker als das viel gelobte Black Sabbath-Album des Jahres 2013.

2009.2 – Jack Starr’s Burning Starr – Once And Future King

Sängerfixiert, wie ich nun einmal oft bin, ist nicht Jack Starr mein Held auf diesem Album, sondern seine Entdeckung an der Mikrofonposition: Todd Michael Hall. „Once And Future King“ lebt von seinen wundervollen, technisch hervorragend gesungenen Choreinlagen, die aus dem guten, aber vielleicht ein wenig biederen US-Metal etwas Besonderes machen. Mancher empfindet vielleicht die Produktion als zu sauber und glatt, aber das mindert meine Euphorie für das Dargebotene in keiner Weise.

2009.3 – RAM – Suomussalmi (The Few Of Iron)

Wieder ein Song, den ich in der Tat als makellos bezeichnen muss. Epischer Aufbau, atmosphärische Instrumentalparts, ein Jahrhundertrefrain, dabei stellenweise schön priestlastig. Ich weiß nicht, wie viele Male ich diese vertonte Schlacht des Winterkrieges zwischen Finnland und den Sowjets schon gehört habe, aber der Song nutzt sich nicht ab, jedes Mal verspürt meine Faust den Drang, sich zu ballen und in die Luft zu fahren.

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