Communic haben bei mir vor fast zehn Jahren – wie bei einem
großen Teil der Szene – mit Ihrem Debut richtig eingeschlagen. Das zweite Album
konnte dessen Niveau, abgesehen vom natürlich nicht mehr vorhandenen
Überraschungseffekt, halten. „Fooled By The Serpent“ ist mein Höhepunkt des
Albums. Technisches Thrashriffing, ausdrucksstarker Gesang (der weniger an
Nevermore erinnert als noch auf dem Debut), und ein emotionaler Refrain sowie tiefgehenden
Gitarrensoli. Ein Musterbeispiel für zeitgemäßen, harten Progmetal.
2006.2 – Falconer – Northwind
Ich kenne keine Band, die es wie Falconer schafft,
schunkelige, folkige Melodien metallisch darzubieten, ohne den ausgelatschten
Pagan-Kitsch-Pfad zu bestreiten. Dazu ist wahrscheinlich alleine schon der
ausgebildete Gesang des Musicaldarstellers Blad zu erhaben. Northwind ist für
mich absolute Gute-Laune-Musik, die dennoch nie zu fröhlich oder gar lustig
wird.
2006.3 – Pharaoh – By The Night Sky
Was soll ich über dieses makellose Heiligtum noch Worte
verlieren… Dieser Song ist nicht weniger als der perfekte US-Metal-Song. Klar
in der NWOBHM verwurzelt (die ersten zwei Minuten hätten Maiden auch zu Ihrer
Hochphase nicht besser komponieren können), roh und energisch, dabei aber
musikalisch vielschichtig und verspielt, gekrönt von einem herausragenden
Sänger und einem der besten Refrains der Menschheitsgeschichte. Ich schwärme,
ich weiß.
2007.1 – Candlemass – Of Stars And Smoke
Ich war beinharter Fan der Marcolin-Ära (die Klasse von
Chapter VI beispielsweise hat sich mir erst spät erschlossen), und war
entsprechend frustriert, dass er sich nach dem wirklich guten Comeback wieder
mit der Band überworfen hat. Dass sein Nachfolger Lowe ein richtig guter Sänger
ist, war mir bekannt, dass er die Lücke aber nahtlos schließt und seinen Vorgänger
fast vergessen machen kann, das habe ich mir nicht erträumen können. „King Of
The Grey Island“ – das stärkste der drei hochklassigen Lowe-Alben – beinhaltet mit
„Of Stars And Smoke“ nicht weniger als den einzigen Candlemass-Song, der den
Überhits „Solitude“ und „Samarithan“ ebenbürtig ist.
2007.2 – Darkthrone – F.O.A.D.
Ich bin kein Black Metal Fan, aber alles, was Darkthrone
seit ihrem stilistischen Bruch abgeliefert haben, rennt bei mir offene Türen
ein. Dieser räudige Rotz, das pure Punkfeeling und die Underground-Einflüsse,
die sie ihrem garstigen Black Metal beimengen, machen sie einzigartig. Dass man
das als Schwarzalbenheimer nicht mehr abkann, ist verständlich. Dass
Schöngeister daran zu Grunde gehen ebenso. Der Titeltrack „Fuck Of And Die“ ist
nur exemplarisch für verdammt viele tolle Brecher auf der Scheibe.
2007.3 – Rush – Far Cry
Dass Rush kein schlechtes Album aufnehmen können, ist
Gesetz. Dass sie es aber 2007 noch einmal geschafft haben, qualitativ mit ihren
ganz großen Alben mitzuhalten, hat mich überrascht. Ich halte die „Snakes &
Arrows“ für das beste Album seit der „Moving Pictures“. Das Album ist reif,
erwachsen, von Lebenserfahrung geprägt, nachdenklich und tiefgründig. „Far Cry“,
das heißt komplexes Rhythmusspiel, charakteristische Powerchords und typische
Gesangslinien. Toll.
2008.1 – Ayreon – Beneath The Waves
Lucassen kann – seinen Aussagen in einigen Interviews zu Folge
– sein 2007er-Album nicht mehr sonderlich gut leiden. Zu anstrengend empfand er
wohl den Aufnahmeprozess, die Songs seien zu sehr überfrachtet mit Sängern. Mir
geht es genau anders, ich liebe die zahlreichen stimmlichen Facetten auf dieser
Doppel-CD. Die Songs sind wieder ausladender als auf dem kompakteren Vorgänger,
die Stimmung erinnert mich an die Migrator-Alben, jedoch mit den warmen Melodiebögen
der Electric Castle. Die ruhigeren Songs – wie eben „Beneath The Waves“ -
lassen den tollen Sythies und grandiosen Gesängen ausreichend Platz. Es ist mir
ein Rätsel, was Lucassen seinen Gästen in den Tee rührt, aber auffallend ist,
dass jeder Sänger, der Teil eines Ayreon-Albums sein durfte, bei ihm immer noch
ein bisschen besser klingt als in seinem gewohnten Umfeld. Absolut
faszinierend.
2008.2 – The Devil’s Blood – Voodoo Dust
Der Duden definiert Hype als „besonders spektakuläre,
mitreißende Werbung, die eine euphorische Begeisterung für ein Produkt bewirkt“.
Das war bei „The Devil’s Blood“ zu EP- und Debutzeiten sicher der Fall. Ich
gehöre aber zu denen, die der Meinung sind, dass das abgelieferte Songmaterial
diese Euphorie absolut gerechtfertigt hat. Die zehnminütige Nummer „Voodoo Dust“
ist im Kern – losgelöst von spinnerten Ideologien, die mir sonst wo vorbeigehen
– nichts anderes, als die Essenz des Hardrocks der späten Sechziger und frühen
Siebziger. Alleine schon die zwei ausufernden Gitarrensoli in diesem Song setzen
Maßstäbe, ein Blackmore hätte diese nicht besser hinbekommen.
2008.3 – Warrel Dane – Brother
Dane hat es auf seinem mit Hilfe von Produzent und Songwriter
Peter Wichers entstandenen Soloalbum hörbar genossen, anstelle innerhalb von
groß angelegten, bis ins letzte gefüllten Nevermore-Songs agieren zu müssen,
simple, reduzierte Songstrukturen vorgesetzt zu bekommen. Das minimalistisch
arrangierte „Brother“ nutzt er, um den vielleicht größten emotionalen Tiefgang
seiner ganzen Laufbahn in seine Stimme zu legen. Großartig.
2009.1 – Heaven & Hell – Bible Black
Leider das letzte Studio-Album von Ronny James Dio. Es ist
faszinierend, dass seine Stimme im Alter nicht an Kraft verloren, sondern gar
an Farbe gewonnen hat. Iommi hat auf dem leider einzigen Spätwerk der „Heaven &
Hell“-Besetzung gewohnt starke Riffs zu epischen Songs geformt, und eben durch den
bereits gelobten Gesang empfinde ich das Album stärker als das viel gelobte
Black Sabbath-Album des Jahres 2013.
2009.2 – Jack Starr’s Burning Starr – Once And Future King
Sängerfixiert, wie ich nun einmal oft bin, ist nicht Jack
Starr mein Held auf diesem Album, sondern seine Entdeckung an der Mikrofonposition:
Todd Michael Hall. „Once And Future King“ lebt von seinen wundervollen,
technisch hervorragend gesungenen Choreinlagen, die aus dem guten, aber
vielleicht ein wenig biederen US-Metal etwas Besonderes machen. Mancher
empfindet vielleicht die Produktion als zu sauber und glatt, aber das mindert
meine Euphorie für das Dargebotene in keiner Weise.
2009.3 – RAM – Suomussalmi (The Few Of Iron)
Wieder ein Song, den ich in der Tat als makellos bezeichnen
muss. Epischer Aufbau, atmosphärische Instrumentalparts, ein Jahrhundertrefrain,
dabei stellenweise schön priestlastig. Ich weiß nicht, wie viele Male ich diese
vertonte Schlacht des Winterkrieges zwischen Finnland und den Sowjets schon
gehört habe, aber der Song nutzt sich nicht ab, jedes Mal verspürt meine Faust
den Drang, sich zu ballen und in die Luft zu fahren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen